zweiundzwanzigster Juli | 2021

    Der klaustrophobische Höhepunkt des Tages: Ein Waschbecken, so klein, dass ich meine Hände darin nicht waschen kann. Die Sitzbank des Cafés hingegen hat eine Höhe, die auch meine Größe verkraftet. Händewaschen oder sitzen können? Es sind ja allgemein schwierige Zeiten. Halten wir zusammen durch. Thilo Sarazin hat auch mal eine Woche lang so getan, als hätte er nur Hartz IV.
    In ein paar Tagen brauche ich in dieser Stadt für so ziemlich alles eine Art digitalen Impfpass+Testnachweis. So ganz begreifen habe ich es noch nicht wollen. Vorgestern hatte ich mir ein Konzert herausgesucht. Ein Club in der Nähe der Bastille hat sein Programm in den Park de la Vilette verlegt, und so schrieb ich fleißig mit, wie und wo und unter welchen Umständen ich dieses Event besuchen könnte. Dann war es soweit, und ich habe mich wieder selbst kennenlernen müssen. Ich will auf kein Konzert bei erneut steigender Inzidenz, und ich will auch auf kein Open-Air Konzert bei 30 Grad mit Maskenpflicht, wo man den anderen Leuten beim Tanzen nicht einmal ins Gesicht gucken kann.
    Für das Waschbecken habe ich dagegen eine Lösung gefunden, mir einfach die Hände darüber eingeseift und sie dann einzeln abgespült. Damit ist für mich klar, welcher Teil unserer Kultur diese Epidemie besser überstehen wird.

    Ich lese die Informationen zur neuen Virusvariante. Aus der Erfahrung der letzten 18 Monate erschließt sich mir, dass es spätestens zum Herbst hin das wieder war, und damit meine ich das öffentliche Leben, das meinen Beruf und mein privates Dasein zwischen zwei Staaten ermöglicht. Ein beschissenes Gefühl gegen das ich mich wehren will, ohne ignorant die Fakten mit dem Gefühl auszuschütten.

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