August 02 | 2016

    „Erdo-Gone“
    titelte the daily beast und berief sich auf NBC-News, diese hätten Informationen von offizieller Seite, dass sich der türkische Präsident Tayyip Erdoğan nicht mehr in der Türkei aufhalte. Ein Asylgesuch an Deutschland sei verneint worden, nun suche man nach Alternativen, am liebsten England.
    So sehr man sich eine ironische Wendung der Geschichte auch herbeisehnt, sollte doch für die Schönheit der Meldung nicht der journalistische Standard unter ständigem Rühren in den Ausguss zu gegossen werden. Die meisten deutschen Sender, Zeitungen und Portale (außer heise und der dolle kopp-Verlag) haben sich an die Grundregel gehalten, mindestens eine zweite unabhängige Quelle abzuwarten und sich nicht nur auf NBCs Rolle und Ruf verlassen. Das gab mir ein wenig Trost, dass die Freude an der real-time Apokalypse nicht um jeden Preis mit pulp gefüttert wird.

    Dallas.
    George Bush wurde mit seiner Tanzeinlage zu Unrecht der Lächerlichkeit preisgegeben. Ich stelle dagegen: wer beim ordentlich feist gestampften Glory Glory Hallelujah im Sessel offiziöser Zurückhaltung verbleibt, der hat kein Herz.
    Andererseits: Die Tea Party besteht aus lauter fröhlichen Tänzern, die zum beat von Glory Glory Hallelujah alles fahren lassen. Dass da einer kommen wird und viele werden brennen müssen, wenn er dann kommt, schafft es nicht bis in den Fuß. George Bush hat die Apokalypse jüngst durchgespielt und weiß, dass das Feuer nicht für ihn bestimmt ist. Es zündelt sich entsprechend ungeniert. Die rechte Andacht gelingt ohnehin nur denen, die wissen, dass es ihre Stunde ist, die bald schlägt.

    Avengers, X-Men, Star-Trek,… you name it.
    Wir erleiden Erzählarmut. Entweder durch die Impotenz der Stückschreiber, oder den Unwillen der nachfolgenden Glieder in der Produktionskette, Verleger, Studios, etc. Sie setzen immer auf den einen Zug, dessen Kraft sich speist aus der Notwendigkeit. Notwendig erscheinen im Disney Kino vor allem die Rache und das Überleben. Beide haben nur ein Objekt: die Familie. Man beachte: auch wenn es um die Drohung globaler Versklavung geht, verhandelt ein Klan die Frage über Leben und Tod.
    Emotionalität besteht nicht ohne ihren Ausdruck. Dieser ist geschichtlich. Immer wieder zum Schweinetrog mit den Resten alter Identifikationsangebote getrieben zu werden, voll mit albern verkürzten Zuständen von (Film-) Figuren, ihren zweifellosen Motivationen und archaischen Lernprozessen- ich empfinde das als tiefe Beleidigung meiner utopischen Seele.
    Science Fiction könnte, sollte, müsste Ausblicke generieren, Visionen die vom mythischen Kern basaler Emotionalität abstrahieren. ‚Entwicklung‘ wird ansonsten nur anschaulich im Technologieporno, den wir so gerne in 3D herumlasern sehen. Wenn uns schon abgeht eine andere Natur zu imaginieren, so möchte ich doch nicht schon bei der Kultur kapitulieren müssen. Mit aktivierter Phantasie,
    hieße extraterrestrisch, durch andere Welten sozialisierte Wesen,
    hieße futuristisch, durch andere Zeiten sozialisierte Wesen.
    Einen Weltraum denken, der nicht ans Niederste appelliert, sich nicht auf den kleinsten Nenner zurückzieht, den vulgären Darwinismus nicht zusammenfasst in permanenter Todesdrohung. So ein Entwurf wäre Ausdruck echter Menschenliebe. Er bedürfte des Glaubens, dass wir noch bewegbar sind – ganz ohne Waffengewalt.

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