Die Konzerte des Peabody Concert Orchestra haben stets den Charakter eines guten Seminars. Im Studentenorchester ist die Freude am Zusammenspiel erkennbar, ebenso die Sorge um die Intepretation des anderen. Im Studentenorchester wird gegrinst, gezuckt und sich zugezwinkert. Auch der Dirigent tut es. Er steht leicht erhöht und seine Position verlangt das Zucken ohnehin – etwas ungleich ist er doch, wenn auch mitunter ein Student. Die Instrumente werden soweit beherrscht, dass man sich allgemein leiden mag. So ein Betrieb ist schön.
Hässlich wird er, wenn sich niemand mehr um die Spannung kümmert, sondern eine jede sie zu ihrem Vorteil auflösen möchte. Dazu hat das Orchester gar kein Äquivalent. Es ist mir kein Fall bekannt, in dem plötzlich alle Instrumente sich auf Rhythmus und Melodie nur einer Stimme geeignet hätten, oder auch, sagen wir, die Pauke aufgehört hätte zu spielen, weil sie sich für ungeeignet hielt, die Äußerung der Geige abzubilden.
Im Konzert ist man sich vorher einig, dass eine jede etwas beizutragen hat. Wer auf der Bühne sitzt, darf existieren. Im schlechten Seminar hingegen muss die aktive Teilnahme erkämpft werden. Statt großem Orchester spielen dann mit heißer Luft und überspanntem Bogen die Pfeiffen und Arschgeigen unter den Studenten eine exklusive Sitzung.
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In komplexe, aus vielen Einzeltönen bestehende Geräusche lege ich stets ein Tatü-Tata hinein. Die Kackophonie der Großstadt, die Klimaanlagen, unbestimmte Verkehrsgeräusche, ein Kaffeautomat, ein weit entfernter Hubschrauber, erhält durch meinen Wahrnehmungsapparat stets eine Struktur, eben das Tatü-Tata. Oftmals ist auch wirklich eines dazwischen, dann kommt die Poizei, oder der Krankenwagen. Noch öfter kommen sie aber gar nicht und mein Gehör macht nichts als Unterstellungen bezüglich seiner Umwelt. Als sei jede ihrer Äußerungen ein Hinweis auf den Ausnahmezustand.