Unter unter Schlaflosigkeit
Leidenden Menschen
Gibt es den Streit
Welche ist die schlimmste Zeit?
Ist es Mitternacht, wenn man
Angst hat wach zu liegen noch bis acht?
Oder sinds die Morgenstunden,
Wenn man weiß, das Tagwerk und die Tätigkeit
Der Schlaf-Gesunden kommt bald aus den Puschen
Und legt sich noch zu mir ins Bett?
Ich hingegen schlafe gut, meistens. Dann gibt es da noch die Krankentage, wenn man mit Fieber daniederliegt. Ist das Fieber hoch genug, verspricht es auch Genuss. Es verdeckt in seiner Hitze noch die andere Wirkung der Erkrankung. So kann der Fiebertraum und die Aussicht auf den Fiebertraum mich durch die Misere tragen.
Löst der trockene Husten erst die Gliederschmerzen ab, ist es damit vorbei. Es bleibt nur dumpfe Agonie bis der Körper sich erbarmt und eine glückliche Sekunde mich hinüberträgt. Die Stunden bis dahin sind nicht zu vertreiben. Kein Schlaf, kein Traum, kein Klang und keine Note – nur das Ermatten aller Sinne und die Angst, dass sei es nun, fortan und für immer. Das muss sie sein, die Verzweiflung des Schlaflosen, der vielleicht gar kein schlechter Mensch ist.
Und dann noch dies: An Tagen ganz besonderer Anspannung – man versichert mir, sie seien alles andere als besonders, sondern eben ganz ’normal‘, die Wirklichkeit – an solchen Tagen ist auch mein Schlaf traumlos und leicht zu stören. Diesem Schlaf fehlt die Zeit des wachen Auges, die der Wissenschaftler REM-Schlaf nennt. Man hat herausgefunden, dass Ratten ohne dieses wache Auge schon nach kurzer Zeit verenden, wohingegen Menschen weiter funktionieren. Die Ratte, biologisch raffiniert aufs Überleben eingestellt, ist hier kulturell im Nachteil, weil sie keinen all-Tag kennt. In ihm behauptet sich der Mensch gegenüber jedem Mangel, schlicht indem er traumlos seinen Tag verpennt. Daher auch der gut gemeinte Rat, wachen Auges durch die Welt zu gehen, von der Wachheit keinen guten Begriff hat.