Womöglich ist Unruhe gar kein Gefühl, sondern nur ein Behelf, ein Ausdruck dafür, sich über seine Gefühlswelt nicht im Klaren zu sein. Wenn so eine Unruhe einmal da ist – sagen wir, sie überrascht einen auf dem Klo, oder am Küchentisch, oder im Bett und sorgt dafür, dass man sich vor der Zeit erhebt und sein Geschäft vernachlässigt, wenn also die Unruhe um die Ecke kommt und man seinen Schritt anpasst, oder nervös ausweicht, um ihr damit umso frontaler in die Arme zu laufen – dann kann sie einem nicht einmal Auskunft davon geben, wer sie geschickt hat und warum. Womöglich ist man dann unruhig.
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In der kurzen Spanne zwischen Wachen und Schlafen, kurz bevor ich das Bewusstsein verliere, sammeln sich Bilder in wunderschöner Ordnung. Der Wille, sie zu betrachten zwingt mich aus dem Schlaf. Ich ziehe mich aus der Reihe und sie zerspringt. Einzelne greife ich noch heraus, so viele wie ich tragen kann und nehme sie mit sehr viel Glück und Ausdauer kann ich sie wieder zusammensetzen.
Die neue Ordnung ist dabei niemals die alte. Als gelungen gilt sie, produziert sie ein Gleiches.
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Mitten in der Nacht begegnete mir ein Fuchs. Er lief entlang einer mit Efeu bewachsenen Hausfassade an der Yorkstraße. Ich war beeindruckt und blieb stehen, wurde jedoch ignoriert. Der Fuchs suchte weiter im Bewuchs, wonach er schon zuvor gesucht hatte. Ich wollte seine Aufmerksamkeit und machte Faxen, die ich zuvor an Eichhörnchen erprobt hatte. Erst als ich einige Schritte auf ihn zutat, blickte er zu mir auf. Jetzt bereute ich meinen Mut und erinnerte mich: „Tollwütige Füchse besonnen ansprechen…“, auch dieser Witz kam aus Berlin.
Beide blieben wir stehen, bis er von mir abließ. Seine Beute raschelte im Efeu, das war wichtiger.
Es verstrich noch eine lange Zeit, ohne dass ich ein Photo von ihm schoss.