Honig im Kopf / Butter im Bauch.
    Nun steht es in den Zeitungen, Helmut Kohl isst gerne Butter. Während seiner Regierungszeit – es sei daran erinnert, eine sehr lange Zeit – nahm der Kanzler in Momenten großer Anstrengung gerne etwas vom sämigen Schmelz auf die Gabel, pur und ungesalzen, um sich in Ordnung zu bringen. Ob er das schon immer tat? Und wie ungeheuer beleidigt wäre er stets erscheinen, hätte nicht ein Tellerchen mit Butter-Happen, im Notfall, ihn streichzart gemacht? (Leberwurst, falls Sie sich noch fragen.)
    Was geeignet war dem larmoyanten Schlachtschiff der CDU den Druck vom Kessel zu nehmen, muss auch für andere langen, die womöglich vor der Wahl stehen: Gehe ich noch einmal in mich und betrachte in Ruhe den Grund meiner tief bewegten Seele? Hält mein Groll der Überprüfung stand, habe ich den wahren Feind erkannt und verschütte den richtigen? Oder lasse ich einfach fahren und veröffentliche diesen Kommentar im Stern? (Til Schweiger, falls Sie sich noch fragen.)

    Beim Gang durch Schöneberg sollte man immer eine leere Bierflasche, und einen redundanten Schlüssel mit sich führen. Dann, immer abwechselnd und ohne viel Umstände, einen Mercedes oder einen Boesendorfer demolieren.

    Wer glaubt, er kämpfe an der Fleischtheke, oder bei der Parkplatzsuche ums Überleben, ist ein guter Staatsbürger.

    Bin ich einmal persönlich geworden, bestaune ich den Zierrat meiner Rhetorik, denn mehr ist das Linkische und Bissige nicht. Nie ist es aus der Not geboren, bestenfalls aus Freude an der Variation, oftmals aus Überforderung und schlimmstenfalls aus Missgunst. Doch der immerzu Überforderte kann sich die Notwehr zurechtlegen, für den Notfall sozusagen, falls er angehalten wird, sich für sein Verhalten zu rechtfertigen.

    „Hallo, mein Name ist Anastacia…“
    In der U2 werden Stationsansagen jetzt abwechselnd von Prominenten und polizeilich gemeldeten BerlinerInnen gemacht. Leider nicht Bono, nein, Udo Lindenberg und Matthias Schweighöfer teilen uns mit, dass wir am Potsdamer oder Alexanderplatz ankommen. Aber auch unbekannte, schöne Stimmen aus Moabit oder Mitte dürfen einmal „Hausvogteiplatz“ und „Gleisdreieck“ sagen. Manchmal sind die Ansagen so lang, dass man den Stationsnamen verpasst, manchmal auch einfach zu leise. (Vorbildlich dagegen, Dieter Hallervoorden. „Ihr nächster Halt ist: Mohrenstraße“ (im Ton von: ‘palim, palim‘). Insbesondere nicht-Muttersprachler sind vermehrt dazu angehalten, den Fahrplan im Auge zu behalten. Die potenzierte Angst touristischer Kleingruppen, sich jetzt verfahren zu haben, füllt die Abteil- und Schlauchwagen mit Angstschweiß. Gestandene Weltbürger vergessen sich, fragen nach dem Weg, ohne dem Gefragten hernach auch nur guten Tag zu wünschen. Nach der Wende geborene googlen Anastacia und Matthias Schweighöfer…
    Ich schlage vor, zeitgleich noch die neueste Platte oder Schmonzette des Prominenten auf die Werbebildschirme zu werfen, dann will ich gar nicht mehr aussteigen. Am Arsch, öffentlicher Raum!

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