Im Flugzeug: keine Möglichkeit, die Beine unterzubringen. Air Berlin hat sich entschieden, jedem Passagier einen Touchscreen vorzusetzen. Die entsprechenden Mehrkosten werden durch absurde Dimensionen des Sitzraumes wieder hereingeholt. In der Breite müssen die Schultern und im Fußraum die Beine eingezogen werden. Von Vorteil ist, dass ich im Falle einer Notwasserung bereits die im Piktogramm dargestellte Körperhaltung einnehme. Ich bin gut vorbereitet. Zwar hat der Normalfall an Komfort, aber der Notfall auch an Schrecken verloren.

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    Im Flugzeug: kultureller Höhepunkt ist die Film-Kurzbeschreibung von The Host. „Parasitic Aliens called ‘souls’ have invaded earth. They take over the minds of humans using them as their hosts.” Ich frage mich, wer die Aliens als erster ‘souls’ genannt hat. Haben sie das zu Gunsten kultureller Anschlussfähigkeit selber getan? Ich werde nie erfahren, wie der Film das Problem der Benennung gelöst hat und sehe zum dritten Mal Into Darkness. Wer Planeten und Völker der römischen Mythologie entlehnt, vermeidet den Mythos, Vorstellungen außerirdischer Kultur kämen von außen.

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    Dass Air Berlin den Wohnraum zu Gunsten des Fernsehers vernachlässigt, erinnert mich an die halb verfallenen Reihenhäuser Baltimores. In ihnen trotzen die Bewohner dem verbrannten Dachstuhl und den eingeschlagenen Fenstern mit Plasmafernsehern und Kabelanschluss.

    Dinge, die die bürgerliche Gesellschaft nicht überlebt: ein an der Rückenlehne eines Schlafenden gegen das mangelhafte Interface und die KI Solitaire spielender Hintermann.
    Das Wort ‘Touchscreen’ wird dem Ernst der Lage nicht gerecht.

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