„Auch Versailles ist irgendwie gebaut worden, und es waren wohl kaum die Hände der Architekten und Goldschmiede, die Erde und Stein bewegt haben.“ So könnte ein tief verärgertes Stück Text zum Thema ‚Unsichtbarkeit des Proletariats in vor-revolutionärer Zeit‘ beginnen. Fest steht: im heutigen Versailles wird gar nichts erklärt, ja nicht einmal beschrieben. Der Besucher befindet sich in einem Luxus-Ikea, gefeiert in der Sprache oberflächlicher Fernseh-Innenarchitekten, die nichts mit Kunst oder Design im Sinne habe, ja, nicht einmal mit Mode. Vieles an Versailles ist in der Tat schön – schön trotz des Goldes und der Spiegel.
Politisch ist die touristische Führung durch Versailles ein Desaster. Grund und Zweck jenseits königlichen Wollens bleiben ungenannt. Solche celebrity-Begegnung mit der Geschichte kann nicht folgenlos bleiben. Sie betrifft unser Verhältnis zu Architektur, Orten, Namen, Bildern, – „…den Faschismus erst ermöglichende Verblödung!“ müsste irgendwo in diesem ungeschriebenen Text stehen.
fünfter Oktober | 2017