But I don’t want a lover
I just want to be seen, oh
In the back of your car
(The Smiths: You’ve Got Everything Now)
Where do his intentions lay?
Or does he even have any?
(The Smiths: Girl Afraid)
Die Sitte auf dem Smartphone erhaltene, persönlich adressierte Textnachrichten dem gesamten Freundeskreis zugänglich zu machen, um sich die Validität der eigenen Empfindungen bestätigen zu lassen und Ratschläge für das Allerintimste einzuholen, kann auf kein historisches Vorbild zurückblicken. Auch der engste Sozialverbund im entlegendsten Dorfe oder die rigoroseste Staatssicherheit waren nicht zu jener Totalität fähig, die vom Benutzer digitaler Kommunikation freiwillig produziert wird. Wer von sich glaubt, authentische Eindeutigkeiten zu kommunizieren und das von den Äußerungen des Gegenüber erwartet, arbeitet mit der Akrebie der NSA für die Beweisaufnahme im Scharia-Gericht. Kein Wunder, dass sich die Empörung über letztere in Grenzen hält.
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Das ganz und gar Unliterarische von: ‚ich will dich küssen, kann ich gleich rüberkommen?‘ entblöst zu viel vom rauen Unterton, den ein Erzählbrief durch Einsatz der Streicher verdeckte. Die allgemeine Enttäuschung über die wichtigen Dinge im Leben ließe sich vermeiden indem man lesen und schreiben lernte.
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Die Forderung nach Authentizität im Hip Hop knüpft sich an die Biographie des Sängers. Wer nicht im Ghetto aufgewachsen und im Knast gewesen ist, darf sich der Form nicht bedienen. Ein Lied wie ‚Niggas in Paris‘, das die Verschwendung ungeheurer Geldsummen in einer Hotelsuite dokumentiert, kündigt vom Nachleben einer solchen Ghettobiographie, die es zu Geld gebracht hat und in der Lage ist, den neureichen Blödsinn zu inszenieren, den wir aus den Roaring Twenties zu kennen glauben.
Glücklicherweise ist der allabendliche Triumph des Prekariats durch den Verzehr von zum Beispiel 600 Gramm Grillfleisch allzeit verfügbar und viel billiger.
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Weder ein Rolls Royce noch ein dicker Bauch sind länger als Statussymbole zu begreifen, deswegen ich beides nun verkaufen werde.